„Freizeit, Erholung, Spiel“
Kinder- und Jugendhilfe in Corona -Zeiten
Noch vor einiger Zeit hätte sich niemand vorstellen können, dass sich innerhalb weniger Wochen unsere gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so grundlegend verändern würden.
Mit der im Frühjahr 2020 begonnenen “Ausnahmezeit” und den damit einhergehenden notwendigen Einschränkungen, den Lockdowns und Kontaktverboten schlossen unter anderem auch Freizeiteinrichtungen wie beispielsweise Jugendzentren oder Sportvereine. So fehlte jungen Menschen neben den wichtigen Alltagsstrukturen auch die Möglichkeit, Freunde persönlich zu sehen, sich mit ihnen auszutauschen.
Dass beispielsweise Kontaktverbote oder auch Quarantänen Kinder und Jugendliche in belasteten Lebenssituationen ungleich härter treffen, ist unbestritten. Junge Menschen haben wenig Möglichkeiten für ihre grundlegendsten Bedürfnisse und notwendigen Entwicklungsaufgaben einen Ausgleich zu schaffen. Um in der Krisenzeit weiter Kontakt zu diesen Kindern und Jugendlichen halten zu können, war und ist Kreativität und Ideenreichtum gefragt. So suchten auch unsere Kolleg*innen der Jugendzentren u.a. nach digitalen Möglichkeiten, um die Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen aufrecht erhalten zu können.
“Nachdem unsere Einrichtung mit dem OneWorld Café – unserem Kooperationsprojekt mit dem CJG Hermann-Josef-Haus – bereits seit längerem Erfahrung mit digitalen Formaten sammeln konnte, sind nun alle Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auch digital vertreten. Für die Offene Arbeit endete das Jahr 2020 mit der coronabedingten Einstellung des Präsenzbetriebes, so dass wir ab Januar neue Wege beschritten haben: In enger Zusammenarbeit mit stadtgrenzenlos/Gustav 2.0 und dem Team von OneWorld als interne Experten, haben wir ein gemeinsames Konzept für die digitale Präsenz unserer Angebote entwickelt. Als erstes konkretes Projekt konnte die Präsentation auf Instagram umgesetzt werden, im März diesen Jahres sind die Angebote der Jugendzentren Brüser Berg und Medinghoven online gegangen. Zeitgleich startete im Jugendzentrum Brüser Berg ab Januar die Aktion „JuZe to go“, bei der alle Kinder und Jugendlichen sich – zunächst an vier und später an fünf Tagen in der Woche – Snackbeutel und wöchentlich wechselnde Kreativ- und Bastelangebote abholen konnten.
Dieses Angebot wurde besonders von den unter 12-jährigen sehr positiv angenommen und hat sich im Laufe der Zeit bei den jüngeren Besuchenden gut etabliert, so dass wir zwischenzeitlich bis zu 30 Kids pro Tag erreichen und sogar vereinzelt neue Kinder ansprechen und für uns gewinnen konnten.
Im Jugendzentrum Medinghoven wurden „Snacktüten“ verteilt, um den Kontakt zu den Jugendlichen aufrecht zu erhalten. Um trotz unserer verschlossenen Türen im Stadtteil sicht- und erreichbar zu bleiben, wurde außerdem auf dem Brüser Berg und in Medinghoven im Rahmen von Stadtteilspaziergängen „hinausreichende“ Arbeit geleistet.
Digitaler Auftritt und Präsenzangebote
Im Hinblick auf die Onlineangebote unserer Einrichtungen wurde bereits in der Vorbereitungsphase deutlich, dass der digitale Auftritt die Präsenzangebote der Offenen Arbeit nicht ersetzen wird. Dieser Eindruck bestätigte sich intern bei allen drei Offenen Einrichtungen, ebenso wie im trägerübergreifenden Austausch: Digitale Räume sind als eigenständiges Angebot stark limitiert, die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen vermisst und sucht den direkten Kontakt und das gemeinsame Miteinander im Haus. Besonders deutlich wurde dies bei der Zielgruppe der älteren Jugendlichen.
Für das JuZe Brüser Berg haben wir den Ansatz gewählt, mit der Instagram-Präsenz die Angebote vor Ort („JuZe to go“) zu flankieren, als einen zusätzlichen Kanal, auf dem wir die jungen Menschen erreichen und über unser Angebot informieren können. Darüber hinaus haben wir das Ziel verfolgt, eine größere Öffentlichkeit für unsere Arbeit
und die Angebote der OKJA zu bekommen. Dies ist gelungen, ebenso wie den Kontakt zumindest zu einem Teil unserer Besuchenden aufrecht zu halten. Eine Weiterführung der digitalen Angebote – über die Flankierung unserer Präsenzangebote hinaus – bietet sich im Rahmen von Medienprojekten mit Kindern und Jugendlichen an.”
Lukas Geller und Andreas Duckheim