Differenzierte Prozesse Hand in Hand gestalten.

QUALITÄTSENTWICKLUNG

Differenzierte Prozesse Hand in Hand gestalten.

In § 79a SGB VIII ist die Gesamtverantwortung der Träger öffentlicher Jugendhilfe für eine kontinuierliche Qualitätssicherung und Qualitätsweiterentwicklung beschrieben und festgelegt.

Aufgrund der vielfältigen Aufgaben, die im Verantwortungsbereich des Amtes liegen, sind differenziert zu gestaltende Qualitätsentwicklungsprozesse nötig, die aus den jeweiligen Abteilungen (Tageseinrichtungen, Soziale Dienste, Städtische Jugendzentren, Psychologische Beratungsstelle, Jugendhilfeplanung/-förderung) eigenverantwortlich gesteuert werden.

Eigens gegründetes QE-Team.

Die Zusammenführung der jeweiligen Ergebnisse sowie die abteilungsübergreifende Koordination des Qualitätsentwicklungsprozesses erfolgt durch ein eigens gegründetes zentrales Qualitätsentwicklungsteam, in Persona von Herrn Teltscher, Jugendhilfekoordinator, und Frau Koors, Kinder- und Jugendbeauftragte.
Daneben werden die freien Träger an dem QE-Prozess umfänglich, u.a. in Form von Arbeitskreisen zu definierten Themen, beteiligt, um Kooperationen zu verbessern und Qualitätsstandards in der Zusammenarbeit zu sichern, beziehungsweise (weiter) zu entwickeln.

Leitfaden zum Thema Falleinleitung.

An den Arbeitskreisen nehmen Leitungskräfte ebenso wie Praktiker*innen teil, so dass zu dem jeweiligen Thema die Erfahrungen und Beiträge aller einfließen. Einer dieser Arbeitskreise beschäftigt sich seit vergangenem Jahr mit den Themen Falleinleitung, Hilfeplanverfahren, Hilfebeendigung und Evaluation. Neben Kolleg*innen des Amtes für Kind, Jugend und Familie, des FFE, der Heimstatt und Motiviva, sind von der EJG Guntram Geske, Anita Pohl und Antje Martens vertreten.
Zum Thema Falleinleitung wurde ein Leitfaden verabschiedet, der nun in der Bonner Jugendhilfelandschaft als Qualitätsstandard Rahmen und Orientierung geben soll. Er beschreibt,  wer welche Aufgaben mit welchem Ziel in der Falleingangsphase bearbeiten sollte (Stichwort „best practise“).

Der Leitfaden, ebenso wie das Organigramm zur QE HzE, sind intern hinterlegt unter: I:\ExChange\02. Arbeitshilfen\a Aufnahmeunterlagen\Falleinleitung.

Standard kommunizieren.

Intern gilt es nun, den erarbeiteten Standard in allen Teams bekannt zu machen und gleichzeitig zu evaluieren, inwieweit dieser hilfreich ist, wo er gegebenenfalls ergänzt werden sollte und wie auf Abweichungen reagiert werden kann. Die während des Arbeitsprozesses genannten Stolpersteine zum Thema Falleinleitung stellen wir Ihnen unter o.g. Laufwerk zur Verfügung, so dass Inhalte greifbarer werden. Fragen zum Thema können gerne an die Kolleg*innen des Arbeitskreises gerichtet werden.

Referent*in für Erlebnispädagogik. Ein Einblick in die Ausbildung.

Endlich ist es soweit: Eine Handvoll Kollegen*innen aus den Häusern des Stammgeländes (Gruppe Morgenstern, Jules Verne, Marco Polo und Haus 7) können sich nach einer erlebnisreichen Zeit  „Referent*in für Erlebnispädagogik“ nennen.
Allerdings war die Ausbildungszeit mit vielen gemischten Gefühlen behaftet. Oft wurden wir an unsere eigenen Grenzen geführt: Ängste zu überwinden, Vertrauen zu schenken, Schwächen zu zeigen und voneinander zu lernen. Dies hat uns aber als Team enorm gefestigt, so dass wir gemeinsam allen Strapazen trotzen konnten.

Gewachsen und gestärkt aus der Ausbildung gekommen.

Unsere beiden Ausbilder, Lea Germscheid und Josef Sözbir, vermittelten ihr Wissen sehr gewissenhaft. Ihre offene und freundliche Art gespickt mit vielen Warm-Ups und Kooperationsspielen ließen die Zeit nur so dahinfliegen. In den sechs Wochenend-Modulen wurde uns theoretisches und praktisches Wissen vermittelt: Anbringen eines Niedrigseilgartens, Kistenklettern, Klettern an der Kletterwand, Bogenschießen, Erste-Hilfe-Maßnahmen, Kooperative Spiele, Reflexionen u.v.m. waren Themen, die wir erlernt haben und jetzt gemeinsam mit unseren Kindern und Jugendlichen erleben können.

Die Arbeit und die Anstrengungen haben sich aber wirklich gelohnt – wir sind gewachsen und gestärkt aus der Ausbildung gekommen. Deshalb danken wir Janna Hillmann, Linda Stobbe, Laura Beckers, Julia Petruschin, Katharina Trippe, Dimitrij Dobrjanski, Markus Spanier und Adam Kotisch für diese Erfahrung.

Leitungskräftefortbildung abgeschlossen.

Unter bewährter Leitung von Erwin Germscheid und Tilo Erlenbusch von Germscheid-concept, fand der nunmehr sechste Durchgang der Führungskräftefortbildung mit insgesamt 23 Kolleg*innen der Ev. Jugendhilfe Godesheim, der Ev. Gesellschaft für Kind, Jugend und Familie sowie dem Kinderheim an der Alten Eiche statt.

Inhaltlich gibt die Fortbildung mit theoretischem Input und praktischen Trainings umfassendes Handwerkszeug und begleitet die Teilnehmer*innen auf ihrem Weg in ein verändertes Rollenverständnis als Führungskraft einer Institution.

Rolle, Auftrag, Führungsstil …

Um den Spagat zwischen Erwartungen, Herausforderungen und Verantwortung in der Praxis konstruktiv bewältigen zu können, ist es hilfreich, sich selbst- und fremdreflexiv mit Führungsthemen auseinander zu setzen. Rolle, Auftrag, Führungsstil, Kommunikation, Teamentwicklung und Teamberatung waren nur einige der zahlreichen Themen, mit denen sich die Kolleg*innen über viele Monate auseinandergesetzt haben.

… eine umfangreiche Themenpalette bei der Fortbildung.

Den Abschluss bildete ein Auswertungstreffen mit Fortbildern, Teilnehmer*innen und Vorgesetzten, das der Reflexion des Erlebten diente, gleichzeitig auch Ideen für Verbesserungsvorschläge aufgriff, um diese in künftigen Planungen berücksichtigen zu können.

Um nur einen Vorschlag hier zu nennen: Es wurde angeregt, allen  Teilnehmer*innen bereits vorab eine Beschreibung zu den Modulen zu schicken, damit sie sich im Vorfeld auf Themen einstellen können.

Dass die Mischung der Teilnehmer*innen aus den unterschiedlichen Gesellschaften als ebenso bereichernd beschrieben wurde, wie auch die Mischung „alter Hasen“ mit „Grünschnäbeln“ , war nur eines der schönen Ergebnisse dieser Fortbildung.

Voll real – oder etwa nicht …

SOCIAL UND ANDERE MEDIA

Voll real – oder etwa nicht …

… staunten vier Jugendlichen und ein Betreuer der Sozialtherapeutischen Wohngruppe der Villa Holzem im #Gustav 2.0 in Tannenbusch. Die neugierigen Fünf wurden an einem Nachmittag in Punkto Social Media, was meint Facebook/Twitter/Instagram und Co. von Martina und Alex, zwei Experten im medialen Bereich zuerst auf den Zahn gefühlt und dann auf den aktuellen Stand gesetzt.

Spielerisch sollten sie erstmal mit Stift und Papier ein ausgedachtes soziales Netzwerk erstellen. Jeder sollte dann nach seinen Vorstellungen sein eigenes Profil auf einem Blatt Papier entwerfen. Diese Profile wurden quer im Raum aufgehängt. Anschließend wurde in einer Art Bewegungsspiel gepostet, geliked, gehashtaged und kommentiert. Jede Aktion wurde mit einem Punkt belohnt. Wer am Ende die meisten Punkte hatte, hatte gewonnen …

Die Auswertung: Was ist eigentlich passiert?

In der folgenden Auswertung wurde diskutiert, welche Eindrücke die einzelnen Teilnehmer gewonnen hatten und was eigentlich überhaupt im Spielverlauf passiert war. Hatten Kommentare von Posts oder Bildern bei dem Empfänger auch das ausgelöst, was mit dem Kommentar bewirkt werden sollte? Fühlte sich der Empfänger der Nachricht bestätigt – oder vielleicht sogar beleidigt?

Anschließend wurden gemeinsam zehn wichtige Punkte erarbeitet, welche die fünf Teilnehmer anderen Personen bei der Nutzung von sozialen Medien raten würden.

Zehn Punkte, die bei der Nutzung Sozialer Netzwerke beachtet werden sollten:

  1. Keine persönlichen Daten (wie z.B. Telefonnummer, Adresse, vollständigen Namen, Passwörter, Fotos, Geburtsdatum, E-Mailadresse) an Fremde weitergeben!
  2. Keine freizügigen Bilder oder Nacktfotos posten oder verschicken!
  3. Nicht mit fremden Leuten verabreden!
  4. Keine Personen beleidigen oder belästigen!
  5. Nicht zu kriminellen Dingen oder rassistischen Aussagen anstiften oder anstiften lassen!
  6. Keine Drohungen aussprechen!
  7. Keine fremden Links öffnen!
  8. Keine Spam-Nachrichten verschicken!
  9. Keine betrügerischen Dinge tun – z.B Fake-Verkäufe bei eBay!
  10. Keine Lügen verbreiten!

Als abschließende Aktion durften alle  noch die VR-Brille an der Playstation 4 mit dem Spiel „Eagle“ testen und das Erlebnis anhand der vorher von der Gruppe gemeinsam aufgestellten Kriterien (z.B. Grafik, Steuerung, Spielgerne, Spieleerlebnis, usw.) bewerten.

Ein tolles Erlebnis, aber auch viel Anregung zum Nachdenken!
Herzlich Dank auch dem Team des #Gustav 2.0.

Alexander Melmann
Sozialtherapeutische Wohngruppe Villa Holzem

Sichere Passwörter?!

Beim Punkt „persönliche Daten – PASSWÖRTER“ entstand eine lebhafte Diskussion. Martina und Alex ließen die Kleingruppe ihre Passwörter auf einer speziellen Homepage im Internet testen. Zum heftigen Erstaunen einiger Teilnehmer konnten die beiden Passwörter innerhalb weniger Millisekunden geknackt werden!

www.checkdeinpasswort.de – auf dieser Homepage könnt ihr euer Passwort testen; dort findet ihr auch Ratschläge für die Einrichtung eines sicheren Passworts.

A N D E R S IST NORMAL

Fachtag sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

Wie spreche ich Menschen an, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen? Warum werden Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* diskriminiert? Mit welchen Konsequenzen muss ich nach einem Coming-out rechnen? Wie können wir Homo- und Trans*-Feindlichkeit entgegenwirken? Und vor allem: Wie können wir unsere Kinder und Jugendlichen für dieses Thema sensibilisieren und LSBT*-Kinder und -Jugendliche stärken ihre geschlechtliche Identität zu leben?

Das Ziel, zu irritieren, Neugier zu wecken und Wissen über die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu vermitteln, ist den beiden Referent*innen mit ihrer lockeren und offenen Art bestens gelungen.

Der Fachtag gab einen guten Einblick in die Lebensrealitäten von LSBT* und die damit verbundenen Ängste, Unsicherheiten und Schwierigkeiten. Diese besonderen Themen waren eine sehr gute Ergänzung zum Basiswissen der „allgemeinen“ Sexualpädagogik. Eine weitere inhaltliche Vertiefung, besonders auch im Hinblick auf unsere jungen Geflüchteten, wurde gewünscht und begrüßt!

Herausforderungen noch nicht im Blick.

Die Mitarbeiter*innen der Jugendhilfe Godesheim hatten sich viel Zeit genommen, um sich mit den Themen LSBT*-Jugendliche, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Homo- und Trans*-Feindlichkeit sowie Heterosexismus in der Jugendarbeit auseinanderzusetzen.

Im Gespräch wurde sehr schnell deutlich, dass die Fachkräfte diese Zielgruppen mit ihren spezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen zumeist noch nicht im Blick hatten. Sehr oft ist Mitarbeitenden in der Jugendarbeit gar nicht bewusst, dass nicht-heterosexuelle und trans*-Jugendliche die Einrichtungen deshalb meiden, weil sie mit ihren Bedürfnissen im Alltag keine Berücksichtigung finden.

Eigene Haltung immer wieder reflektieren.

Oft unterbrachen interessierte Nachfragen die Veranstaltung – Nachfragen, durch die es zu neuen Erkenntnissen sowie anregenden Gesprächen und Diskussionen kam. Die Gruppe hatte wenig Scheu, sich auch immer wieder offen und ehrlich die eigenen Vorurteile anzusehen und sich mit diesen auseinanderzusetzen, um die eigene Haltung gegenüber dem „Anders-sein“ zu reflektieren.

Den Vormittag beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit einem Input über die Lebensrealitäten von schwulen und lesbischen sowie trans*-Jugendlichen, den Verlauf eines Coming-Outs, den spezifischen Angeboten in NRW und den zusätzlichen Belastungsfaktoren mit denen schwul-lesbische sowie trans*-Jugendliche in ihrer Jugend konfrontiert sind.

Ein Anfang ist gemacht …!

Am Nachmittag wurden die durch den theoretischen Input entstandenen Fragen, im Plenum besprochen. Weiter wurde gemeinsam erarbeitet, wie das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in die jeweilige Alltagsarbeit transportiert werden kann. Den Teilnehmer*innen wurde deutlich, dass dies nur mit einer offenen Haltung möglich ist, die auch klar positioniert werden muss.

Der Anfang ist also gemacht! Zum Abschluss hat jede*r Einzelne benannt, was sie*er von dem Gelernten mit in die eigene Praxis nimmt. Der verteilte „Aktionsplan“ kann nun genutzt werden, um erste, konkrete Schritte in der praktischen Arbeit festzulegen.

Lenus Winkelmann , gerne-anders,
NRW Fachberatungsstelle sexuelle Vielfalt & Jugendarbeit
Anita Pohl, Teamleitung Wohngruppe Ließem

Durchgestartet.

Im März 2015 fiel mit der Konferenz im Godesheim der Startschuss zur sexualpädagogische Initiative. Auf breiter Ebene setzen wir uns seit mehr als zwei Jahren mit vielen Menschen und Meinungen auseinander – lernen dazu und stellen uns auch strittigen Punkten.
Neben der theoretischen Auseinandersetzung geht es nun um den Transfer in die Praxis. Um die Projektarbeit der Teams zu stützen, wird diese ebenso wie der Dialog, die Fortbildungen, die Fachtage, die Konzeptarbeitsgruppe sowie die Wimes-Arbeitsgruppe durch Frau Franke und Herrn Wanielik vom ISP begleitet.

Der Kick-off-Termin zur Projektarbeit der einzelnen Teams fand am 1. Juni im AZK statt. Teams, die sich noch nicht beteiligt haben, können im Folgetermin gerne dazu stoßen: am 18. Oktober diesen Jahres von 10.00 – 14.00 Uhr im AZK.

Einen ersten Eindruck zu einem Projekt beschreibt Anita Pohl in dem Artikel „100 % ICH“ in diesem Newsletter. Wir freuen uns auf Ihre Projekte, über die wir im Laufe des Jahres weiter berichten

SEXUALPÄDAGOGISCHEN ARBEIT

100 % ICH – Ein Bericht aus der Wohngruppe.

Im Mai starteten wir in der Wohngruppe in Ließem im Rahmen der Sexualpädagogischen Arbeit mit fünf Kindern im Alter zwischen 8 und 10 Jahren das Projekt „100 % Ich“ – ein Thema aus der Methodenmappe des DRK.

Mit Bildkarten und Spielen setzten wir uns zuerst mit verschiedenen Gefühlen auseinander. Mithilfe der Gefühlskärtchen benannten einige Kids die üblichen Gefühle, wie fröhlich oder traurig, während andere schon mehr differenzierten – Luka (8) zum Beispiel schmückte das Gefühl „verliebt sein“ bis ins kleinste Detail aus.

Mein Körper: Interesse und Neugier.

Das Thema „mein Körper“ traf auf sehr großes Interesse und viel Neugier bei den Kindern. Körperteile wie Arme, Beine, Kopf, Schulter usw. wurden eindeutig und offen benannt, bei den Geschlechtsteilen wurde erst einmal gekichert und „Po“ oder „Penis“ sowie „Scheide“ hinter vorgehaltener Hand gemurmelt. Lena (8) meinte auf die Frage, warum dies so ist, dass dies Körperteile sind, die andere Menschen normal nicht sehen, weil sie immer bedeckt sind.

Das nächste Thema: Meine Grenzen.

Beim Malen der Körperumrisse bewiesen unsere Kinder großes Vertrauen zueinander. Als es um das Einzeichnen und Ausschmücken der Körperteile ging, trauten sich sogar recht viele, auch ihre Geschlechtsteile zu malen und zu benennen. Abschließend sprachen wir noch darüber, wo man am Körper gerne berührt wird und wo nicht. Alle Kinder waren dabei sehr offen und neugierig, wo die Grenzen der anderen sind.

In den Sommerferien werden wir das Projekt mit dem Thema „meine Grenzen“ fortsetzen.

Anita Pohl
Teamleitung Wohngruppe Ließem