Dezember

Advent, Nikolaus, Weihnachten…

Überall, wohin man schaut, wird es sichtbar, die besondere Zeit hat angefangen. Weihnachtsmärkte, Lichterketten, süßer Duft, kitschige Musik, jede Menge Deko-Artikel… es ist soweit!

Warum machen wir das jedes Jahr wieder aufs Neue? Die meisten stöhnen ja schon seit Anfang November: Bald ist wieder Weihnachten…! Und ganz viele schimpfen darüber, dass es ja alles nur reiner Kommerz ist und man das eigentlich boykottieren sollte!!!

Aber irgendwie kriegt es uns doch jedes Jahr aufs Neue, wir begeben uns in diese ganzen Vorbereitungen hinein und dann freuen wir uns doch so allmählich und können es genießen! Plötzlich denken darüber nach, wie wir selbst unsere Wohnung dekorieren und was es Leckers zum Essen geben soll an den Feiertagen.

Da ist es ja vielleicht einmal angebracht sich selbst zu fragen: Ist mir das einfach so anerzogen oder bedeutet mir das Fest noch etwas?

Ich versuche einmal eine Antwort für mich, die ich auch zu den eher genervteren Menschen gehöre, was Weihnachten angeht. Ich mag viele Weihnachtsspezialitäten nicht, finde Bratäpfel, Rotkohl, Spekulatius und Nelken als Gewürz nicht lecker. Ich finde es stressig, dass auf einmal ALLE Weihnachtsgeschenke brauchen und habe meist das Gefühl, dass ich gar keine Geschenkideen für meine Lieben habe, mit denen ich ihnen eine Freude machen könnte. Ich mag allgemein keine Knopfdruck-Gefühle (gilt auch für Karneval im lustigen Rheinland!), Winter ist auch nicht so meins und die Geschichte mit dem Jesus-Baby… Sehr kitschig und unwahrscheinlich, wie sie da so daherkommt.

Und dennoch…Weihnachten ist schön!

Ich mag die Lichter, ich mag manche Lieder, die mir dann zu Herzen gehen, wenn ich sie höre und noch mehr, wenn ich sie singe! Ich finde es schön, mit den Menschen, die mir nahestehen, einen gemütlichen und besinnlichen Abend zu verbringen, vorher mit ihnen in der Kirche gewesen zu sein, später dann neugierig zu sein auf die Geschenke und die Reaktionen der Beschenkten. Aber vor Allem mag ich, was hinter dieser kitschigen Geschichte steht: Gott kommt uns nah. Er bekommt Gestalt, er mischt sich unter uns, er geht mit uns um, ganz Mensch, aber dann doch auch wieder nicht und er nimmt uns an! Uns ALLE! Das kann man dann weiter lesen in den Evangelien, wie er sie alle angenommen hat, Blinde, Lahme, Verrückte, Halsabschneider, Sünder, Ausgestoßene, sie alle wollten in seiner Nähe sein und sie durften. In Jesus sagt Gott ja zu uns! In Jesus werden die Menschen wieder heil, weil sie Gottes Ja spüren!

Ich denke, wir Menschen brauchen dieses Ja! Wir sehnen uns nach Jemanden, der uns bedingungslos annimmt, ohne ein Aber oder ein Wenn! Wir sind auf der Suche nach Heimat, nach Liebe, nach Unterstützung und in diesem kleinen Kind, das wir jedes Jahr aufs Neue feiern, können wir all das finden!

Vielleicht ist damit auch zu erklären, warum viele Menschen gerade in der Advents- und Weihnachtszeit nicht so gut drauf sind. Sie werden sich ihrer Sehnsüchte bewusst, dessen was ihnen fehlt.

Viele haben keinen Kontakt mehr zu ihren Familien oder einen, der ihren Gefühlen nicht gerecht wird. Und plötzlich redet alles vom Fest der Liebe, alle laden ihre Familien zu sich ein, wuseln in den Läden für Geschenke herum. Und man selbst weiß nicht, ob der Kontakt für eine Weihnachtskarte reicht, zu viel Negatives ist vorgefallen, zu viel, was trennt. Aber da ist dieses Kind, das dann später zum Mann wird, der zu seinen Anhängern sagt: Ihr seid meine wahren Brüder. Und der von Gott als „unserem Vater“ spricht und damit wird eine neue Tür geöffnet. Wir sind nicht allein. Wir haben eine große Familie. 

Gott wird greifbar. Und das ermutigt Viele, das auch Anderen spürbar zu machen. Die Welt erscheint uns oft hart und kalt und das ist sie auch immer wieder, war sie auch schon immer, das können wir auch in dieser kitschigen Geschichte um die Geburt des Jesusbabys lesen, aber es gibt auch immer wieder Menschen, die helfen, die unterstützen. Menschen, die nicht nur an sich selbst denken, sondern auch an die, denen es nicht so gut geht: An die Kranken, die Einsamen, die Hungrigen, die Flüchtenden, die Andersartigen, die Unglücklichen, die Hilflosen… So wie Jesus das getan hat, so wie er es den Menschen beigebracht hat. Gott ist zu uns Menschen gekommen und hat uns damit menschlicher gemacht, das ist ein guter Grund zu feiern.

Ich freu mich auf Weihnachten.

Eine selig machende Adventszeit wünscht Ihnen, Ihre Iris Gronbach