Ausstattung zum Schutz vor Corona-Viren zu erwerben, gestaltet sich dieser Tage schwierig und kostspielig. Gerade der soziale Sektor – Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen für alte Menschen oder Menschen mit und ohne Behinderung, aber auch die Kinder- und Jugendhilfe – leidet unter dieser Entwicklung. Überall dort, wo Menschen mit und für Menschen arbeiten, wird entsprechende Ausstattung am dringendsten benötigt.

Andreas Bertram, dessen Lebensgefährtin für die Ev. Jugendhilfe Godesheim tätig ist, unterbreitete dem Godesheim genau aus diesem Grund das Angebot, mit dem 3D-Drucker gefertigte Schutzausrüstung kostenfrei bereitzustellen: Kunststoff-Visiere und Mund-Nase-Masken. Der Dipl.-Ingenieur arbeitet in leitender Funktion als Supervisor Prototype B.I.W & Tooling bei der Ford-Werke GmbH am Standort Köln-Niehl und verfügt mit seinem Team über entsprechende Drucker in unterschiedlicher Größe. Die Halterungen der Visiere und die Masken wurden aus einem Polylactide-Kunststoff gefertigt. Die Visiere selbst bestehen aus dicken, durchsichtigen Overhead-Folien, die das Gesicht bedeckend einen Spuckschutz bieten. Das Material musste nicht extra geordert werden, sondern war vorhanden und konnte aufgrund der wegen Corona heruntergefahrenen Produktion bei Ford stattdessen zum Zwecke des Visier- und Masken-Produktion bzw. -Drucks genutzt werden.

All dies berichtete Andreas Bertram persönlich bei der Übergabe der Kunststoff-Visiere und Mund-Nase-Masken an den Geschäftsführer der Ev. Jugendhilfe Dr. Klaus Graf, die vor Ostern unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes unpersönlicher als üblich stattfand. Die Idee der Visiere und Masken sei durch den eigenen Bedarf der Mitarbeitenden im Werk und auch privat entstanden, so Bertram. Durch das Herunterfahren der Produktion im Kölner Werk im März sei deren aufwendiger 3D-Druck möglich geworden. Zwar arbeite immer noch ein kleiner Teil der Belegschaft tagtäglich voll an neuen Projekten und Entwicklungen – so auch die Abteilung Pilot Plant – doch könnten die in dieser Zeit nicht genutzten 3D-Drucker parallel anderweitig Verwendung finden. Im Normalbetrieb wäre dies wohl kaum möglich – der Druck einer einzelnen Mund-Nase-Maske nimmt etwa vier Stunden Zeit in Anspruch.

Stellvertretend für die gesamte Belegschaft des Godesheims sprach Klaus Graf seinen großen Dank für diese tolle Idee und die Unterstützung durch Ford aus.

Es handelt sich bei der bereitgestellten Ausstattung zwar nicht um Medizinprodukte, jedoch sind sowohl die Kunststoff-Visiere als auch die Mund-Nase-Masken abwasch- und desinfizierbar. Die Filter der Masken lassen sich darüber hinaus problemlos austauschen. Die gespendete Ausstattung könne deshalb dankend als Ergänzung zu den medizinischen Produkten verwendet werden und gerade der Spuckschutz biete Mitarbeitenden in besonders herausfordernden Bereichen eine Sicherheit, so Graf. „Simpel, aber effektiv“, ergänzte Bertram.

Dass einander so fremde Sektoren wie die Jugendhilfe und die Autoindustrie doch einmal gemeinsam an einem Tisch säßen, hätte vor der Corona-Krise niemand erwartet. Es sei umso bemerkenswerter, dass in einer solchen Ausnahmesituation Hilfe durch Fremde möglich werde und gemeinsam gearbeitet würde – da waren sich sowohl Andreas Bertram als auch Klaus Graf einig.