Das, was im Moment passiert, hat vermutlich keiner von uns bisher so erlebt. Eigentlich kennen wir solche Situationen nur aus Büchern und Filmen.

Und natürlich verunsichert uns das Alles! Wir wissen nicht, wie ernst zu nehmen das alles ist. Es gibt Menschen, die in Panik sind und sich sonderbar verhalten und auf der anderen Seite gibt es Menschen, die tun so als wäre nichts, als gäbe es keine Gefahr für sie und ihre Mitmenschen! Beides ist nicht hilfreich und vermutlich wird sich das alles noch verändern. Was dieses Virus bedeutet, werden wir alle erst nach und nach verstehen und wahrscheinlich so richtig erst, wenn Menschen aus unserem näheren Umfeld krank werden oder sogar sterben. In einem eigentlich sehr unerheblichen Zeitungsartikel las ich den Satz, dass 2020 ein trauriges Jahr werden würde, weil wir liebe Menschen verlieren werden. Dieser Satz schwirrt erst seitdem in meinem Kopf.

Man kann im Moment zweierlei Bewegungen erkennen, die eine ist schlimm, denn sie offenbart das Hässliche im Menschen: der ängstliche Egoismus; das zuerst an sich selbst Denken, ohne Rücksicht auf die anderen, auf die, die es vermutlich mehr brauchen als man selbst. Aber die andere Bewegung ist schön: da gibt es Menschen, die sich kümmern, die Hilfsgruppen für die schwächeren und gefährdeten einrichten. Menschen, die sich bedanken bei denen, die jetzt so viel mehr Einsatz zeigen müssen! Es gibt plötzlich neue Wege, sich gegenseitig Solidarität und Unterstützung zukommen zu lassen! Viele besinnen sich auf die kleinen und wichtigen Dinge, auf Freundlichkeit, auf sich (telefonisch) Melden… Das macht Hoffnung!

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat die Tage ein Gebet bei facebook veröffentlicht, das mich ansprach in dieser Zeit großer Verunsicherung

Mögen die, deren Alltag nun Einschränkungen unterliegt,
sich an die erinnern, deren Leben bedroht ist.

Mögen die, die zu keiner Risikogruppe gehören,
sich an die erinnern, die am stärksten verwundbar sind.

Mögen die, die den Vorteil von Heimarbeit haben,
sich an die erinnern, die sich Kranksein nicht leisten können und zur Arbeit müssen, um ihre Miete zu bezahlen.

Mögen die, die eine flexible Kinderbetreuung haben,
wenn Schulen und Kitas geschlossen sind,
sich an die erinnern, die diese Möglichkeit nicht haben.

Mögen die, die Reisen absagen müssen,
sich an die erinnern, die keinen sicheren Zufluchtsort haben,

Mögen die, die etwas zurückgelegtes Geld in den Turbulenzen des Börsenmarktes verlieren,
sich an die erinnern, die gar keine Rücklagen haben.

Mögen die, die zu Hause in Quarantäne bleiben müssen,
sich an die erinnern, die kein Zuhause haben.

Während Furcht sich unseres Landes bemächtigt,
lass uns auf Liebe setzen.
Wenn wir uns körperlich nicht in den Arm nehmen können,
lass uns andere Wege finden, wie wir an unsere Nächsten weitergeben, dass Gott uns umarmt.

Amen.

Gebet während einer Pandemie aus dem Englischen von Cameron Wiggins Bellm. Übersetzung: Ralf Peter Reimann

Mir gefällt dieses Gebet, denn es erdet mich ein wenig. Es lässt mich erkennen, was alles schon gut läuft, aber auch wo es hakt, zum Teil auch immer schon, schon vor Corona. Es gibt dieses Phänomen, dass in Krisenzeiten die Menschen näher zusammenrücken, dass in der Krise Mauern abgebaut werden, die es vorher zwischen den Menschen gab. Das ist kein Automatismus, aber es ist möglich und gut und wohltuend!

Wir sind immer wieder dazu geneigt, alles an unsere Regierungen abzugeben, die uns natürlich nicht zufrieden stellen, denn sie entscheiden zu spät oder zu früh, sie unterstützen gar nicht oder die Falschen, sie vertrauen den Wissenschaftlern nicht oder stützen sich auf die, die eigentlich gar nicht wirklich Bescheid wissen…

Dabei liegen viele Dinge, viele Möglichkeiten in unserer Hand. Wie verhalten wir uns? Wie gehen wir direkt oder indirekt mit unseren Mitmenschen um? Sehen wir sie, in ihrer Not, in ihren Lebensumständen? Können wir über unseren eigenen (in den meisten Fällen doch wohl noch sehr komfortablen) Tellerrand hinausschauen? Informieren wir uns auch noch über die anderen wichtigen Themen in dieser Welt? Sind wir noch offen, funktionieren unsere Werte noch?

Einer meiner Lieblingssätze in der Bibel steht im 2. Timotheusbrief: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man diesen Geist oft erst suchen muss, aber er ist da!

Die momentane Situation ist schrecklich und macht Angst, aber wir sollten darin nicht stecken bleiben, wir sollten uns auf den Geist besinnen, der hilft und stärkt uns und die Anderen.

Fühlen Sie sich von Gott umarmt und bleiben Sie gesund!

Ihre Iris Gronbach