Ein besonderes Konzerterlebnis mit Musethica e.V.

Wie Kammermusik unsere Kinder und Jugendlichen berührt und neugierig macht

Am 30. September fand eine ganz besondere Veranstaltung für rund 20 Kinder und Jugendliche aus unseren Wohngruppen statt: Ein Kammermusikkonzert im Rahmen des Beethoven-Fests, organisiert von Musethica e.V.. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, klassische Musik in die Gesellschaft zu tragen und bietet kostenlose Konzerte für Menschen an, die sonst oft keinen Zugang dazu haben. Begleitet von engagierten Betreuer*innen und Kolleg*innen der PEB-Schule konnten die jungen Konzertbesucher*innen hautnah erleben, was Kammermusik so besonders macht.

Kammermusik ist eine Form der klassischen Musik, die für eine kleine Gruppe von Instrumentalist*innen komponiert ist, typischerweise ohne Dirigent*innen und in einem intimen Rahmen (einer Kammer) aufgeführt wird.

Virtuosität und internationale Zusammenarbeit – Kammermusik auf höchstem Niveau

Das Ensemble, bestehend aus zwei Violinen, einer Viola und zwei Celli, trat in einer erst seit wenigen Tagen bestehenden Formation auf. Die Musiker*innen aus Österreich, Ungarn, Finnland, Frankreich und Deutschland hatten lediglich vier Tage gemeinsam geprobt, bevor sie die Werke von Beethoven und Schubert präsentierten. Trotzdem war ihr Zusammenspiel auf beeindruckende Weise harmonisch und virtuos – ein deutliches Zeichen für ihre musikalische Klasse und Erfahrung. Sie führten die jungen Zuhörer*innen durch drei Sätze von Beethoven und Schubert, und es war schnell zu spüren: hier wurde nicht nur Musik gespielt, hier wurde Musik gelebt. Jedes Instrument erzählte seine eigene Geschichte, und die Kinder und Jugendlichen ließen sich von diesen Klängen mitreißen und von der Ausstrahlungskraft der Instrumente faszinieren.

Musikalisches Highlight: Ein modernes Werk für Cello 

Den Höhepunkt des Abends bildete der Abschluss des Konzerts durch eine der Cellistinnen, Clara Lindenbaum. Sie präsentierte ein experimentelles Stück mit dem Titel „Bei Kerzenschein“, das von ihrem Vater für sie komponiert wurde. Dieses Werk brach mit den Erwartungen an traditionelle Kammermusik und fügte der Aufführung eine ganz eigene Dimension hinzu. Die Musikerin nutzte neben klassischen Tönen auch perkussive Klänge wie Klopfen, Rascheln und vokale Percussion – ein faszinierendes Hörerlebnis, das die Kinder und Jugendlichen sichtlich fesselte. Besonders der unerwartete und beinahe paradoxe Umgang mit dem Cello, das hier nicht nur als Saiteninstrument, sondern auch als Klangkörper für Geräusche genutzt wurde, weckte die Aufmerksamkeit und ließ Raum für Staunen.

Die Kombination aus den vertrauten Klängen der Streicher und den überraschenden Geräuschen und Lauten verlieh dem Stück eine ganz eigene Spannung. Für die Kinder und Jugendlichen war dies ein eindrucksvolles Erlebnis, das ihnen zeigte, wie vielseitig und modern klassische Musik sein kann.

Ein junges Publikum, das fasziniert und aufmerksam war

Die Kinder und Jugendlichen, die aus verschiedenen Wohngruppen kamen, ließen sich unerwartet gut auf die Musik ein. Viele schauten mit großen Augen auf die Musiker*innen, die Instrumente und die Bewegungen der Bögen über die Saiten. Die Magie der Kammermusik – das intime und doch kraftvolle Spiel im kleineren Ensemble – zog viele von ihnen in ihren Bann. Einige Zuhörer*innen schlossen sogar die Augen, um sich ganz in die Klänge zu vertiefen. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Kinder und Jugendlichen sich auf diese für sie so ungewohnte Musik einlassen konnten. Ihre Neugier und Offenheit waren deutlich spürbar, und ihre Aufmerksamkeit über die drei Sätze hinweg eine besondere Leistung.

Direkter Austausch mit den Musiker*innen: Eine Fragerunde voller Neugier

Im Anschluss an das Konzert hatten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, den Musiker*innen ihre Fragen zu stellen. Diese Fragerunde war ebenso lebendig wie informativ. Besonders fasziniert waren viele von den historischen Instrumenten: Die beiden Celli, die circa 300 Jahre alt waren, sorgten für großes Staunen. Auch die modernen Tablets, auf denen die Musiker*innen ihre Noten ablasen, regten das Interesse an – ein Zeichen dafür, wie Technik und Tradition im klassischen Musikbetrieb miteinander verbunden werden.

Die Kinder und Jugendlichen wollten zudem wissen, wie viel die Musiker*innen üben, ob sie manchmal Schwierigkeiten haben, und ob ihnen das Musizieren wirklich Spaß macht. Die Antwort des Bratschisten auf die Frage, ob das klassische Musizieren Freude bereite, war besonders berührend: „Ja, und vor allem bei einem so tollen Publikum wie heute Abend.“ Diese Rückmeldung sorgte nicht nur bei den jungen Zuhörer*innen, sondern auch bei den Betreuer*innen für ein Lächeln.

Ein Erlebnis, das Berührungsängste abbaut und neugierig macht

Ein wichtiges Ziel der Veranstaltung war es, den Kindern und Jugendlichen in Kontakt mit Live-Musik bzw. klassischer Musik zu bringen – und das ist an diesem Abend ganz sicher gelungen. Die Musiker*innen waren nicht nur auf der Bühne präsent, sondern auch im Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen, beantworteten geduldig alle Fragen und schufen eine offene, freundliche Atmosphäre. Durch ihre Herzlichkeit und ihre musikalische Virtuosität gelang es ihnen, eine Verbindung zwischen den jungen Menschen und der Musik herzustellen.

Die Kinder und Jugendlichen konnten erleben, dass klassische Musik kein fernes, unnahbares Konstrukt ist, sondern etwas, das lebendig, spannend und überraschend sein kann. Mit ihren aufmerksamen Blicken und dem neugierigen Zuhören haben sie das Konzert zu einem ganz besonderen Ereignis gemacht, das nicht nur den Musiker*innen, sondern auch den Betreuer*innen in Erinnerung bleiben wird.

Wir danken Musethica e.V. und den talentierten Musiker*innen für dieses bereichernde Erlebnis. Besonders aber geht unser Dank an die Kinder und Jugendlichen, die sich mit so viel Offenheit und Interesse auf das Konzert eingelassen haben und gezeigt haben, dass klassische Musik auch in der Kinder- und Jugendhilfe auf begeisterte Ohren trifft.