Der Wettkampf der Frösche
Eines Tages entschieden die Frösche, einen Wettlauf zu veranstalten. Um es besonders schwierig zu machen, legten sie als Ziel fest, auf den höchsten Punkt eines großen Turms zu gelangen.
Am Tag des Wettlaufs versammelten sich viele andere Frösche, um zuzusehen.
Dann endlich – der Wettlauf begann.
Nun war es so, dass keiner der zuschauenden Frösche wirklich glaubte, dass auch nur ein einziger der teilnehmenden Frösche tatsächlich das Ziel erreichen könne. Statt die Läufer anzufeuern, riefen sie also “Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!” oder “Das ist einfach unmöglich!” oder “Das schafft Ihr nie!”
Und wirklich schien es, als sollte das Publikum recht behalten, denn nach und nach gaben immer mehr Frösche auf.
Das Publikum schrie weiter: “Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!”
Und wirklich gaben bald alle Frösche auf – alle, bis auf einen einzigen, der unverdrossen an dem steilen Turm hinaufkletterte – und als einziger das Ziel erreichte.
Die Zuschauerfrösche waren vollkommen verdattert und alle wollten von ihm wissen, wie das möglich war.
Die anderen Teilnehmerfrösche näherten sich ihm, um zu fragen, wie er es geschafft hätte, den Wettlauf zu gewinnen.
Und da merkten sie erst, dass dieser Frosch taub war!
(Verfasser unbekannt)
Waren Sie schon einmal bei einer größeren Sportveranstaltung? Haben Sie die Atmosphäre da genossen? Ich bin kein Fan irgendeiner Mannschaft, irgendeiner Sportart. Aber ab und an finde ich mich selbst wieder in einem Stadion und bin dann gefesselt. Selten von dem Sport, den ich da erlebe, aber immer wieder von dem, was um mich herum und in mir selbst vorgeht, wenn ich inmitten einer großen Masse stehe und die Geräuschkulisse und das Verhalten um mich herum wahrnehme. Ich staune über die Emotionen um mich herum und über die Macht, die von so vielen, einfachen, unbewaffneten, normalen Menschen ausgeht. Manchmal macht mir das Angst, auch ganz ohne Ultras oder ausgeübter Gewalt. Es ist vielleicht ein bisschen wie das Gefühl, das man auch manchmal in Flugzeugen hat, das Gefühl von Kontrollverlust. Man ist ausgeliefert, im Flugzeug den Pilot*innen, dem Wetter und der Technik, im Stadion den Tausenden Menschen, die sich in ihrer Emotionalität zusammentun und denen man, sollte etwas aus dem Ruder laufen, nichts entgegensetzen kann. Da beruhigen auch Hundertschaften von Polizist*innen mit Hundestaffeln nicht. Aber es ist nicht nur ein negatives Gefühl, dass ich im Stadion erlebe. Es ist auch ein stärkendes, ein ich-bin-nicht-allein-Gefühl, eine Verbundenheit, die man mit so vielen verschiedenen, anderen Menschen erlebt. Man bangt, ärgert und freut sich gemeinsam, man singt und jubiliert, man stärkt das gleiche Team, man ist Teil von etwas Großem, etwas Starken.
Wie erhebend muss das für die Sportler*innen sein. Ich war nie sportlich, kenne diesen Zuspruch, dieses Mitbangen nicht, aber ich habe in jungen Jahren Theater gespielt vor vielen Menschen und der Applaus am Ende des Stückes war ein großartiges, sehr starkes Glücksgefühl. Ein Gefühl, das mich lange begleitet und an das ich immer wieder gern erinnert werde.
In der Pandemie gab es Zeiten, in denen Sportveranstaltungen ohne Zuschauer*innen abgehalten wurden, das Entsetzen der Sportbegeisterten war groß! Und meine Gedanken dazu waren: Ihr habt Probleme! In dem ganzen Drama rund um Covid 19 gibt es doch wirklich Wichtigeres, Existentielleres als das Jammern um fehlende Zuschauer*innen! Ich habe meine Meinung dazu nicht geändert, aber ich verstehe auch, dass das für die Betroffenen eine schwierige Situation war.
In unserer kleinen Froschgeschichte geht es auch um Sport, aber ich denke, sie will uns etwas anderes sagen. Für mich geht es in der Geschichte darum, dass wir darüber nachdenken, was unsere laut geäußerten Einschätzungen mit unseren Mitmenschen machen. Wie gehen Menschen durchs Leben, die immer nur hören: „das klappt ja eh nicht!“, „das schaffst du niemals!“, „dafür bist du zu dumm!“, das ist doch schon wieder so eine typische Schnapsidee von dir!“, „du bist ungeschickt…dick…hässlich…“, „du wirst nie jemanden finden, so wie du bist!“ und so weiter und so fort… Und meistens geht das ja schon im Kindesalter los! Wie soll man da Vertrauen zu sich selbst finden? Wie soll man da den Mut aufbringen, große Dinge zu schaffen, selbst, wenn sie einem wirklich wichtig sind!? Im schlimmsten Fall werden Seelen zerstört, sodass selbst die kleinsten Anforderungen nicht mehr bewältigt werden können.
Wir sind soziale Wesen, das bedeutet, das Zusammenspiel der Menschen untereinander ist wesentlich für die Entwicklung der Einzelnen. Wir sind angewiesen auf die Anderen und also auch beeinflussbar. Das ist bei allen Menschen so, bei manchen allerdings mehr als bei anderen. Innerhalb einer Gemeinschaft gehört es also auch zur Verantwortung darauf zu achten, wie die Beeinflussung geschieht. Und das gilt besonders für Kinder und Heranwachsende.
Die Gedanken sind frei, aber oft wäre es wichtig, sich selbst zu hinterfragen, ob alle Gedanken auch immer raus müssen! Wir haben Macht über unsere Mitmenschen und es wäre so bereichernd für alle in unserer Gemeinschaft, wir würden sie für etwas Gutes, etwas Stärkendes nutzen!
Paulus hat das schon vor sehr langer Zeit erkannt und im 1. Korintherbrief im 12. Kapitel geschrieben:
12 Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist.
14 Ein Körper besteht nicht aus einem einzigen Teil, sondern aus vielen Teilen.
22 Gerade die Teile des Körpers, die schwächer scheinen, sind besonders wichtig.
23 Die Teile, die als unansehnlich gelten, kleiden wir mit besonderer Sorgfalt und die unanständigen mit besonderem Anstand.
26 Wenn irgendein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit.
Das Leben ist oft schon schwer genug, wir sollten wirklich versuchen an einem Strang zu ziehen!
Eine positive und stärkende Sommerzeit wünsche ich Ihnen,
Ihre Iris Gronbach