Heute habe ich in den sozialen Medien einen Post von Micky Beisenherz gelesen, der mich schmunzeln ließ, aber auch ein wenig in die Realität unserer Zeit ankommen ließ:
„Ein Profifußballer, der sich für eine Anti-Corona-Kampagne stark macht und sich selbst nicht impfen lässt- das ist ja fast so verrückt, als würden Profis für Menschenrechte demonstrieren und danach eine Weltmeisterschaft in Katar spielen!“
Die Diskrepanz zwischen der eigenen Meinung und dem eigenen Tun ist bei uns allen immer wieder groß! EIGENTLICH müsste man… mehr Sport machen, weniger Fleisch essen, nicht mehr fliegen, mehr spenden, öfter auf das Auto verzichten, Dinge bei der Arbeit verändern, Beziehungen klären, sich mal selbst guttun, usw., usw.
Die Aufzählung der Dinge, die man eigentlich mal tun müsste, wenn man sich konsequent an die eigenen Ansichten halten würde, sind zum größten Teil eigene Entscheidungen. Wir versagen da also in erster Linie für uns selbst, auch wenn es natürlich Auswirkungen auf Andere und die Umwelt hätte!
Aber manchmal, und das sind dann die Dinge, die in die öffentliche Diskussion gezerrt werden, kommen manche Menschen in Situationen, für die sie selbst gar nicht so viel können. Der 26-jährige Joshua Kimmich ist für mich ein Beispiel dafür. Ich kenne den Mann nicht, ich interessiere mich auch nicht für Fußball, aber ich finde es schon erstaunlich, dass einem so jungen Menschen, der seinen Talenten entsprechend einfach nur gut Fußball spielen will und kann, jetzt so viel Verantwortung und Bedeutung in der Corona-Impfdebatte eingeräumt wird. Er tut mir leid. Und dass ihm jetzt auch noch vorgehalten wird, dass er zusammen mit einem andere Fußballprofi eine caritative Aktion ins Leben gerufen hat, die Corona-Betroffenen mit mittlerweile 6 Mio Euro geholfen hat, ist meines Erachtens auch unfair! Schließlich ist das mehr als die meisten anderen von uns getan haben.
Wir neigen häufig dazu, andere zu verurteilen ohne auf unsere eigenen Fehler und Verfehlungen zu schauen. Für manche scheint es schon fast mit einer gewissen Schadenfreude zusammen zu gehen! Vielleicht auch als Ablenkungsmanöver von sich selbst!
Ich bin absolut für das Impfen! Aber macht es mich zu einem besseren Menschen, dass ich mich habe impfen lassen!? Ist damit meiner allgemeinen Verantwortung Genüge getan? Oder müsste ich mich nicht viel mehr gegen diese Krankheit, die ja immer noch weltweit wütet, engagieren, so wie es dieser sehr junge Fußballer schon getan hat!?!
Und natürlich gibt es viele Widersinnigkeiten und fatale Entscheidungen (die WM in Katar gehört bestimmt dazu), aber dafür kann man m.E. nicht die einzelnen Spieler verantwortlich machen, die sicherlich auch viel lieber in den USA gekickt hätten!
Wie wäre es also, wenn wir mal mehr auf uns selbst schauen würden? Auf das, was bei uns schief läuft, welche guten Ansätze wir immer wieder links liegen lassen, weil sie zu anstrengend oder zu lästig sind! Vielleicht sollten wir besser mal unsere eigenen dummen Ausreden überprüfen und hinterfragen, statt über andere herzuziehen! Wo können wir etwas gegen Corona, für die Opfer des Klimawandels, die Menschenrechte überall auf der Welt tun??
Es scheint ein altes Problem zu sein, schon Jesus fragte: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“
Es ist Herbst, die Tage werden kürzer und wir sind in unseren Aktivitäten eingeschränkt. Zeit, ein bisschen runter zu kommen, nachzudenken, sich neu zu fokussieren, die eigenen Balken zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen.
Geben Sie gut auf sich UND die Anderen Acht!
Ihre Iris Gronbach