Was zählt eigentlich? Was ist entscheidend? Was macht es aus?
Eine Frage, die immer wieder gestellt wird! Vielleicht im Moment am Meisten zum Thema Nachhaltigkeit! Und in dieser Frage schwingt meist auch ein Kontra mit!
Was macht es schon aus, wenn wir hier den CO2 Ausstoß reduzieren und der Rest der Welt das nicht tut? Wir hier in unserem kleinen Land, die wir nur so verschwindend wenig Einwohner haben im Vergleich zu China oder Indien zum Beispiel!!
Was macht es aus, wenn wir wenigen, die wir uns überhaupt Gedanken darüber machen, kein Fleisch mehr essen oder nur wenig, und wenn, dann in echter Bioqualität? Und sich der Rest des Landes auf die billigsten Angebote stürzt, um dann beim schon fast sakralen Grillen unglaublich viel Fleisch in sich hinein zu stopfen!?
Eine kleine Geschichte:
Eines Tages trafen sich eine Kohlmeise und eine Taube. “Wie viel wiegt eine Schneeflocke?”, fragte die junge Kohlmeise die weit gereiste und sehr erfahrene Taube. “Nicht mehr als Nichts”, gab diese als Antwort. “Da muss ich dir etwas erzählen”, sagte die Kohlmeise.
“Ich saß einmal auf einem Tannenzweig, dicht am Stamm, und es fing an zu schneien. Nicht etwa heftig mit Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Es schneite den ganzen Tag und die ganze Nacht. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und Nadeln meines Astes fielen und darauf hängenblieben. Genau 3.741.952 waren es.
Als die nächste Flocke, sanft wie die andern – nicht mehr als Nichts, wie du sagtest – auf dem Ast landete, da brach er ab und fiel zur Erde.
Die Taube, die schon seit Noahs Zeiten Spezialistin in solchen Fragen war, dachte lange und sorgfältig über die Geschichte nach. Und dann meinte sie: „Vielleicht fehlt nur noch die Stimme eines Menschen, um der ganzen Welt Frieden zu bringen.“
Nicht mehr als Nichts. Eine Schneeflocke ist Nichts, ein Glas Wasser ist Nichts, eine Handvoll Reis ist Nichts, ein gefällter Baum ist Nichts, ein/zwei Grad Celsius sind Nichts, ein Mensch von über 7 Milliarden ist Nichts…
Das kann man so sehen, wird ja auch oft getan, aber bringt uns diese Sichtweise weiter? Ich meine, in einer GUTEN Art weiter? Es gibt so viel, was uns stört, so viel, was uns wichtig ist, so viel Kraft und Energie, die wir benutzen oder versiegen lassen können. Natürlich können wir so leben und sagen, das, was ich wichtig finde ist egal, das, was ich tun kann, ist egal, das, was mir am Herzen liegt ist egal, ICH bin egal! Aber was dann? Wie wird das Leben dann? Was hat eine solche Haltung zur Folge?
Die Geschichte ist ein bisschen unrealistisch ;-). Wenn jede Sekunde eine Schneeflocke von der Kohlmeise gezählt worden wäre, hätte es 43 Tage durchschneien müssen… Und EINE Stimme, die fehlt um der Welt Frieden zu bringen? Das kann ich mir nicht vorstellen, es gibt so viele Krisengebiete auf unserer Welt und die sind auch noch jeweils durch unterschiedliche Kulturen und Regierungen entstanden… Andererseits waren es nicht immer einzelne, mutige Menschen, die ihre Stimme erhoben haben und dann von vielen Menschen gehört wurden, und die dann etwas bewegt haben!? Letztendlich meistens nicht ganz allein, aber den Mut, überhaupt Missstände zu benennen oder für etwas einzutreten, den hatten doch erst einmal Einzelne!
Und vielleicht ist es auch Unsinn, IMMER an das große Ganze zu denken!? Vielleicht überfordert uns das einfach! Wir müssen gar nicht selber die Massentierhaltung stoppen, aber jedes anständige Stück Fleisch, was wir essen oder jedes Nichtfleisch, das unseren Teller ziert, bedeutet, dass wir nicht Teil dieses Schöpfung unwürdigen Handelns sind!
Die Flüchtlingskrise können wir nicht auflösen, aber wir können uns zu den Flüchtlingen in unserem Land auf die bestmöglichste Art verhalten, indem wir sie so ansehen, wie uns Jesus gelehrt hat: Als unsere Nächsten, die wir genauso lieben sollen, wie uns selbst!
Sie finden, das geht nicht!? Weil sie uns etwas wegnehmen, unser Leben bedrohen?? Ich habe ein interessantes Interview mit Dieter Nuhr in der NZZ gelesen, indem er einen sehr guten Vorschlag machte:
„Ich bin eigentlich für Reisezwang. Wenn alle Leute irgendwo abgeworfen würden und man sagen würde, hier bleibst du sechs Wochen und versuchst mal durchzukommen, dann würden sie sehen, auf welchem Level bei uns eigentlich diskutiert wird. Bei uns ist Kleidung, Heizung, Wohnung, Bildung für alle garantiert, und wenn man das woanders auf der Welt erzählt, ist in 99 Prozent der Fälle die Gegenfrage: Warum arbeitet ihr dann noch? Und das ist insofern interessant, als wir selbst Arbeit schon nur noch ertragen, wenn sie uns erfüllt. Es als Zumutung erachten, fürs Überleben sorgen zu müssen, was überall auf der Welt selbstverständlich ist. Durch diese Distanzierung bekomme ich dann auch wieder ein vernünftiges Verhältnis zum eigenen Sein.“
Das Verhältnis zum eigenen Sein wieder bekommen. Das erscheint mir eine wichtige Sache und das führt mich auch wieder zurück zur Geschichte! Nicht mehr als Nichts… Vieles mag uns so vorkommen, aber es ist nicht so. Es zählt viel mehr als wir uns selbst glauben lassen wollen! Werte und Wertigkeiten müssen überlegt und gebildet werden; das kann man anderen überlassen, den Medien, der Familie, den Freunden oder der social media Blase, in der man lebt, aber man kann auch selber nachdenken, selber Entscheidungen treffen! Und mit diesen Entscheidungen dann andere positiv beeinflussen! Wir sind mehr als Nichts!
Verbannen wir das Nichts aus unserem Leben! Eine wertvolle Zeit wünscht Ihnen,
Ihre Iris Gronbach