Endlich Sommer
Es ist Sommer, das heißt, die Reisezeit beginnt! Viele fahren jetzt weg oder haben auf jeden Fall schon den Sommerurlaub geplant. Und die Meisten freuen sich darauf!
Warum eigentlich? Was ist so toll daran, die eigenen 4 Wände zu verlassen, warum tut man sich das an, stundenlang im Auto, der Bahn oder im Flugzeug zu hocken, häufig eingepfercht und unbequem, gerade in den Hochzeiten auch noch mit Staus und Verspätungen! Man könnte es sich ja auch zuhause gut gehen lassen. Da ein wenig ausruhen, auf dem Balkon oder im Garten sitzen. Wenn man ganz unruhig ist, einen kleinen Ausflug an die nahegelegenen Schönheiten der eigenen Stadt machen. Die Meisten von uns haben doch zuhause, was sie brauchen und wahrscheinlich haben die Meisten von uns es auch richtig schön! Trotzdem zieht es uns immer wieder in die Ferne. Und verschiedene Menschen sind dann auf der Suche nach unterschiedlichen Eindrücken.
Die Einen möchten: Garantiert schönes Wetter, Strand und Meer. Sie tanken ihre Energie quasi durch direkt eingenommene Sonne und Salzbäder durch die Haut ?! Dabei sind dann häufig die Sehenswürdigkeiten drum herum gar nicht entscheidend.
Die Anderen möchten: Schöne Bilder aufnehmen, manche mit Kamera, andere einfach so, vom Auge ins Gehirn ins Herz in die Seele. Sie wollen Landschaften, Sonnenuntergänge, Gipfel, Fjorde, Klippen, Polarlichter, usw…
Wieder Andere möchten: Fremde Kulturen erkunden, Menschen kennenlernen, die ganz anders leben und denken als man selbst und dadurch vielleicht einen neuen Ansatz für die eigene Wahrnehmung des Lebens finden.
Manche hingegen möchten: Sicherheit. Sie haben einst ein schönes Fleckchen gefunden, wissen da ist es gut, da fühle ich mich wohl, da weiß ich, wie es geht und dann fahren sie da jedes Jahr wieder hin. Und das ganze Jahr freuen sie sich darauf!
Es gibt natürlich noch viele andere Gründe auf Reisen zu gehen, aber alle Menschen, die reisen, erwarten einen Gewinn davon, denn sonst würden sie es vermutlich nicht machen!
Albert Camus meinte: Das Reisen führt uns zu uns zurück. Und vielleicht ist das der verbindende Grund für ALLE Reisenden, sich auf den Weg zu machen!? Vielleicht geht es beim Reisen eben darum, dass man sich selbst wieder findet. Und vielleicht brauchen wir dazu einen Tapetenwechsel, weil es uns zuhause, auch wenn wir frei haben, nicht wirklich gelingt. Da gibt es dann zu viel Ablenkung, zu viel, was man immer schon mal machen wollte, wenn man Zeit hat. Vielleicht sind da zu viele Menschen um uns herum, die auch, wenn man gerade mal arbeitsfrei hat, die gleichen Dinge, die gleichen Verhaltensweisen von uns erwarten, wie zu Alltagszeiten. Vielleicht brauchen wir auch eine andere Umgebung, um aus unserem inneren Mini-Schneckenhaus herauszutreten und auch mal den Rest von uns selbst zu sehen!
Ich reise gern und gehöre wohl mehr in die „Schöne-Bilder-Gruppe“. Dabei fotografiere ich selber kaum. Aber ich schaue viel und versuche im Kopf zu speichern, was ich sehe; das gelingt mir nicht immer, aber der Moment des Schauens ist einer, der mir oft eine besondere Ruhe beschert. Ich staune dann und fühle Demut in mir. Demut vor der Größe und Schönheit der Welt, Demut davor, dass ich Teil bin von all dem und Demut vor Gott, der, in meiner Lebensanschauung, das Alles so wunderbar gemacht hat. Ich fühle mich dann oft klein, aber sehr dankbar für Alles, was ich erleben und erkunden darf, aber auch für das Leben selbst.
Ich kenne diese Momente auch aus dem Alltag, nach gelungenen Kontakten, nach einem schönen Wochenende, nach einem guten Arbeitstag, aber das sind meist kurze, manchmal fast unbewusste Momente. Auf Reisen ist das anders, ich habe mehr Zeit, ich kann mehr Schönes speichern, kann das Gespeicherte dann noch in meinen Gedanken und Emotionen nacharbeiten.
Ich denke, Albert Camus hatte Recht: Das Reisen führt uns zu uns zurück. Wenn es gut läuft oder wir es richtig planen, dann werden wir sogar zu dem guten Teil von uns zurückgeführt. Zu dem tiefen, wahrhaftigen, dankbaren Teil. Mir gibt das dann Kraft für die Dinge, die da kommen…
Ich wünsche Ihnen eine gelungene Sommerzeit und eine gute Begegnung mit sich selbst!
Ihre Iris Gronbach