Augenblick Mal! Sieben Wochen ohne „Sofort!“ So heißt das diesjährige Motto der Aktion „7 Wochen ohne“! Es geht in dieser Aktion jedes Jahr um ein etwas anderes Fasten in der Fastenzeit.
Dieses Jahr geht es um Pause, um Geduld, um Muße. Jede Woche wird ein neuer Akzent gesetzt.
Da geht es dann zum Beispiel um schwierige Entscheidungen; um das Erkennen der Menschen um einen herum; um Vergebung; um sich selbst eine zweite Chance zu geben oder einfach Mensch zu sein statt Maschine, die unerbittlich immer alles sofort abarbeitet!
Hört sich gut an!!?? Aber das darf man nicht überall laut sagen? Zum Beispiel besser nicht bei der Arbeit!?
Ich finde schon! Schließlich sollte es auch bei der Arbeit um Qualität statt um Geschwindigkeit gehen. Was bringt es, wenn unaufhörlich neue Entscheidungen getroffen werden und neue „Fahrpläne“ erstellt werden, wenn alle nicht gut und ausgereift sind? Was bringen sofort beantwortete Mails, wenn sie im Grunde inhaltsleer sind oder nur eine Vertröstung auf später; was bringen Mitarbeitende, die sich im beruflichen Alltag abarbeiten und dann plötzlich nicht mehr können, deswegen vielleicht über Monate, wenn nicht sogar ganz ausfallen!!?? Vieles von dem, was wir heutzutage als normal empfinden ist ungesund und destruktiv! Nicht nur für uns selbst, sondern auch langfristig für die Firma oder die Klienten.
Im Alten Testament im Buch des Predigers können wir lesen:
„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.“
Aber wir Menschen HEUTE möchten das so nicht hinnehmen und versuchen immer noch andere Dinge in die Zeit mit hineinzunehmen. Ich sehe häufig Eltern ihre Kinder in Kinderwagen transportieren und während sie die Gefährte so vor sich herschieben, schauen sie nicht in die Gesichter ihrer Kinder, um ihnen etwas zu erzählen oder erklären, sondern sie schauen in ihre Smartphones…wahrscheinlich werden dieseleben Eltern sich eines Tages darüber aufregen, dass ihre Kinder nur noch in diese Geräte starren!
Viele Menschen arbeiten heutzutage länger als in ihrem Vertrag steht und dann schaffen sie es vielleicht trotzdem einmal, sich zu verabreden, obwohl sie müde und ko sind, aber statt sich dann ganz den Freunden oder dem Date zu widmen, beantworten sie Arbeitsmails oder Anrufe vom Chef. Das ist doch normal! Würden jetzt viele sagen, ja, weil wir es „normal“ gemacht haben…aber eigentlich ist das anders gedacht und das zu Recht!
Auch in anderen Bereichen agieren wir zackizacki, da läuft etwas nicht so, wie wir es als optimal ansehen, dann wird gewechselt, ausgetreten, abgebrochen, verlassen. Vermutlich zieht sich dieses Verhalten in alle Lebensfelder hinein. Und je unbarmherziger wir mit dem Nichtfunktionieren unseres Umfelds werden, umso mehr gilt das dann auch für uns selbst! Wir verlieren die Zufriedenheit, wir haben nur noch das Gefühl, hinterher zu schwimmen statt wirklich selbst etwas zu gestalten.
Wir treffen uns nur noch mit Freunden, nachdem diese drei Mal angefragt haben. Wir unternehmen nur noch romantische Dinge, wenn wir das Gefühl haben, der Haussegen hängt nun doch bedenklich schief. Wir fragen überhaupt nicht mehr, was uns selbst Spaß macht oder erfüllt… Wir werden immer leerer und umso mehr steigt das Gefühl, wir müssten diese Leere ausfüllen, zum Beispiel mit Alkohol oder exzessiven Spielen oder Seriengucken oder eben wieder Arbeit!
Das Fasten in der Passionszeit hat nicht den Sinn, Kilos loszuwerden, das Klima zu schützen oder Lunge und Leber zu entgiften. Das Fasten in der Passionszeit dient in erster Linie der Besinnung, im christlichen Bezug das Besinnen auf Jesus, seine Lehre, sein Leben, sein Leiden. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir dabei selbst leiden müssen, das kann auch bedeuten, dass wir einen Weg finden zu einer Besinnung auf das Wesentliche, auf das, was uns sofort UND langfristig gut tut!
Augenblick Mal! Sieben Wochen ohne „sofort“! Das kann uns ganz viel geben: Eine neue Wahrnehmung von uns selbst und unserer Umwelt. Eine neue Akzeptanz der Dinge, wie sie bei genauerer Betrachtung wirklich sind, aber auch eines Annehmens von uns selbst, weil wir uns die Zeit lassen, uns zu befragen: Wie ist diese Erfahrung, dieses Erlebnis, diese Situation für mich!? Und daraus erfolgt ein neuer Umgang mit den Anderen, die wir vielleicht viel mehr verstehen, wenn wir nicht sofort aus der Haut fahren, sondern ihr Tun erst einmal sacken lassen, vielleicht uns selbst kritisch hinterfragen, wie wir reagiert hätten!?
Alles hat seine Zeit… man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon… das macht in meinen Augen Sinn!
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Fastenzeit, die Sie und andere weiterbringt!
Ihre Iris Gronbach
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