Der Schrecken vor dem Krieg…
Kind: Papa, was sind das für Löcher?
Vater: Die Fassade ist einfach kaputt.
Alte Frau aus dem Hintergrund: Das sind Schüsse. Hier war Krieg!
Vater: Jetzt erschrecken Sie doch das Kind nicht mit sowas!
Alte Frau: Gerade! Gerade das Kind.
Man kann ja über facebook sagen und denken, was man möchte, aber je nachdem, wie man es nutzt, kann man durchaus spannende Informationen und Inputs erhalten. So wie diesen kurzen Text mit Bild, das Sascha Lobo, ein angesehener Internet-Journalist und –Blogger neulich gepostet hat.
Natürlich wollen wir unsere Kinder schützen. Zu viel Gewalt existiert in unserer Welt, zu viel, was weh tut, traurig macht, Illusionen und Hoffnungen raubt, aber die Frage ist, was ist Schutz und was ist in Hinblick auf die Erziehung und Bildung sinnvoll?
Noch leben wir in Deutschland in einer recht friedlichen Welt, Krieg ist etwas, was nur noch wenige von uns wirklich aktiv erlebt haben, zum Glück! Und die, die das erlebt haben, sind alt oder aus anderen Ländern oder Soldaten.
Den Alten zuzuhören, sie ernst zu nehmen, ist nicht immer leicht. Schnell hat man sie abgekanzelt mit der Einstellung, sie haben keine Ahnung vom Leben heute. Man denkt, man müsse sie nicht ernst nehmen, denn natürlich war früher alles anders, denn da hatte man ja noch nicht das Internet oder die Kommunikationsforen, auch nicht das Wissen von heute. Sie gelten häufig als spießig und moralisch, wollen zu allem ihre Meinung dazu geben, haben aber gar nicht mehr den Durchblick… Und manchmal stimmt das ja auch. Aber in manchen Dingen haben wir modernen Menschen heute halt nicht mehr den Durchblick. Uns fehlen ZUM GLÜCK die Erfahrungen des Krieges: der Hunger, die Angst vor Bomben, die zahlreichen Verluste, die ein Krieg bei jeder Familie im Land forderte. Wir wissen nicht, was aus Menschen wird, die töten müssen, um zu überleben. Wir wissen auch nicht, wie es ist aus dem Nichts wieder ein funktionierendes Land zu machen.
Die Anderen, die solche Erfahrungen gemacht haben, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen, um ein neues, ein sichereres Leben anzufangen, sprechen oft nicht unsere Sprache und haben häufig eine andere Kultur. Die Kommunikation mit ihnen ist schwieriger und leider auch viel zu oft von uns nicht erwünscht, denn wir sehen ihre reine Anwesenheit in unserem Land schon als Bedrohung an! Was ganz nebenbei gesagt, egoistisch ist und meines Erachtens wenig mit Nächstenliebe zu tun hat.
Naja und die Soldaten… „Die haben sich ja selbst dafür entschieden, die sind ja selber Schuld!“, so die Meinung manch eines Mitbürgers. Auf die muss man ja auch nicht hören, die hätten sich ja auch eine andere „Arbeit“ aussuchen können! Ja, hätten sie, aber wie sähe wohl unser Land aus, wenn wir keine Soldaten hätten…!?
Und so versuchen wir uns den Krieg vom Hals zu halten, wir verbieten den Kindern das Spielen mit Waffen, denn das ist nicht politisch korrekt, wir gucken die Nachrichten erst, wenn die Kleinen im Bett sind und verurteilen Gewaltfilme und Ballerspiele… Als wäre es das, was die Menschen dann zum Krieg führen bringt.
Wir sind nicht sicher vor Krieg, waren es nie und sind vielleichtgerade im Moment wieder so nah dran, wie schon lange, lange, lange nicht mehr. Und da tut es besonders Not, mit unseren Kindern das Thema zu besprechen, in ihnen ein Verständnis für die Zerstörung und das Übel des Krieges heranwachsen zu lassen. Nicht um sie vorzubereiten auf den nächsten Krieg, sondern um sie zur Bewahrung des Friedens zu stärken. Es gibt noch überall Zeichen des Krieges, es gibt Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen können und sollen, es gibt Bücher, Museen, Dokumentationen, sogar manch ein Spielfilm ist gut, um emotional und inhaltlich aufzuzeigen, was Krieg bedeuten kann, auch wenn es immer nur eine Annäherung bleibt und die Realität dann unermesslich viel schlimmer ist.
„Erschrecken Sie doch nicht das Kind mit sowas!“ Doch, denn der Schrecken vor dem Krieg ist wichtig für unser aller Zukunft!
Ich wünsche uns allen eine friedliche Zeit!
Iris Gronbach